Am Samstag habe ich meinen ersten Workshop zur Philosophie von Deep Adaptation (https://jembendell.wordpress.com/) gehalten. Es ging darum, sich vorzustellen, dass die Menschen innerhalb der nächsten 80 Jahre aussterben aufgrund klimatischer Veränderungen.
Im Anschluss wurde über die 4 R’s gesprochen: Resilience (Widerstandsfähigkeit), Restauration (Wiedererlernen), Relinquishment (Verzicht) und Reconciliation (Vergebung).
Ziel war es, sich darüber klar zu werden, was wirklich zählt im Leben. Würden wir heute anderst leben, wenn wir wüssten, dass es Menschen sowieso nur noch 80 Jahre lang geben wird? Ich denke ja.
Als Kontrast zu diesem für manchen Teilnehmer depremierenden Workshop habe ich heute die “Vollehalle – Klimashow, die Spaß macht” (http://vollehalle.de/) auf der Re;puplika (https://19.re-publica.com) angeschaut. Begonnen hat es so ähnlich wie bei mir, nämlich, dass die Tochter aus der Zukunft anruft und dem Vater erklärt, wie schlimm es bei ihr ist. Deutschland wird nur noch von 200.000 Menschen bewohnt und die mit etwas Glück wohnen in Skandinavien in militärisch gesicherten Enklaven.
Der Vortrag gab Beispiele, wo Menschen etwas verändert haben. Gute Beispiele waren zum Beispiel Radentscheid Berlin oder Anwälte, die RWE verklagen. Atmosfair verkauft den Menschen, die immer noch denken, ein Flugzeug nutzen zu müssen, CO2-Gutscheine und schenkt afrikanischen Bauern hocheffiziente Holzöfen zum Kochen. Aber ist das nicht etwas mehr als moderner Ablass?
Der Vortrag beschreibt wie eine Initiative Berlin frei von fossilen Brennstoffen macht (https://fossilfreeberlin.org), und erklärt, wie man durch Divestment nicht nur den Planeten rettet, sondern auch noch Geld verdienen kann.
Ich glaube, die Wahrheit ist, dass wir, wenn wir den Planeten für Menschen einigermaßen bewohnbar halten wollen, müssen wir umgehend und radikal alles ändern. Die Atmosphäre hat bereits genügend CO2 um uns das Leben viele Jahre schwer zu machen. Da ist kein Platz mehr für Fliegen, massiven Fleischkonsum oder “Ich lass mir meine Freiheit mit meinem Auto doch nicht nehmen”.
Falls die hochentwickelten Gesellschaften dies nicht auf die Kette bringen, werde ich mir vorsorglich ein umfangreiches, resilientes Netzwerk aus tatkräftigen Freunden aufbauen, um mir Nahrungsmittelversorgung, Wohnen und Heizen sicher zu stellen. Alles andere ist mir ehrlich gesagt zu unsicher und ich bin ungern eine Labormaus im Experiment der Mächtigen.
1 Kommentar
Elisabeth · Mai 25, 2019 um 3:04 pm
Lieber Jürgen, danke für deine Gedanken und Anregungen.
Es ist schön zu sehen, wie viele Initiativen es bereits gibt. Und wie viele Menschen einen anderen Weg einschlagen. Danke auch für die schönen Klänge, die du in die Welt bringst und damit die Herzen von vielen Menschen berührst. Alles Liebe, Elisabeth